Als der Prophet Bileam auf einem Esel zu einem Auftrag ritt, blieb sein Esel auf einmal stehen. Weder gute Worte noch Peitschenhiebe konnten ihn bewegen weiter zu gehen. Und als Bileam immer wütender wird, dreht sich der Esel zu ihm um uns sagt: "Siehst du denn nicht, dass da ein Engel steht und uns den Weg versperrt?"
Wie sie später herausstellte, war der Engel geschickt worden um Bileam zu stoppen, der seinen Auftrag falsch verstanden hatte. Aber ein sprechender Esel? Wohl eher eine lustige Geschichte. Doch wer ein Tier zu Hause hat, der weiß, dass Pferd, Hund, Katze und sonstige Hausgenossen manchmal sehr wohl Dinge wahrnehmen, die wir nicht oder noch nicht sehen. Zum Beispiel spüren Tiere ein kommendes Gewitter und teilweise sogar ein Erdebenen voraus. Wir sehen das nicht.
Gott kann man auch nicht sehen, Engel manchmal auch nicht. Aber wer gerade einen Esel dabei hat, der das kann, der sollte auf ihn hören. Achtsam sein, Hinweise ernst nehmen, die plötzliche Unruhe des Hundes beachten, das hilft manchmal den unsichtbaren Engel wahrzunehmen, der gesandt wurde, um mich zu warnen oder mir einen hilfreichen Tipp zu geben.
Die Geschichte von Bileam (4.Buch Mose, Kapitel 22) erzählt ja nichts anderes als dies: Da ist einer im Auftrag Gottes unterwegs, aber so sehr mit sich selber beschäftigt, dass er nicht richtig wahrnimmt, womit Gott ihn beauftragt hat. Er merkt auch nicht, dass ein Engel zu ihm geschickt wurde, um seinen Irrtum zu korrigieren.
All das kommt mir sehr bekannt vor. Blinder Übereifer, der nur schadet und Stress und Hektik, die die Wahrnehmung einschränken. Und schon überhört man oder missversteht, was einem gesagt wurde. Gerade die leisen Töne Gottes hört man eher, wenn man entspannt ist, Pause macht, Urlaub hat oder einfach mal am Sonntag sich einen Tag der Ruhe gönnt. Vielleicht sogar im Gottesdienst. Aber dann bitte den Esel draußen lassen.
Pastor Lothar Volkelt, Kirchengemeinde Kellinghusen
