Aufgeregt stürmt der Kleine herein und krabbelt sogleich auf ihren Schoß.
Mit erwartungsvollen Augen sieht er sie an und stutzt: „Oma, zeig mal, du hast ja goldene Zähne.
Du bist ganz wertvoll!“
„Ach, mein Kleiner“, seufzt die Oma, „ich bin nicht mehr viel wert. Ich bin alt geworden und fühle mich ganz nutzlos, seit ich nicht mehr auf dich aufpassen kann.“
„Aber Oma“, tröstet sie der Stepke mitfühlend, „du bist doch auch mein Schatz, mein Goldschatz, echt wertvoll!“
Mit einem Mal richtete sich die alte Dame in ihrem Sessel auf, alle Schmerzen und Kümmernisse werden von diesen Worten eingehüllt und verlieren für einen Moment an Bedeutung.
Sie drückt ihren Enkel liebevoll an sich und flüstert ihm zu: „Wenn du kommst, dann geht es mir gut.“
Dabei leuchten ihre Augen wie schon lange nicht mehr.
Beseelt von dem wohltuenden Zuspruch ihres Enkels fangen die beiden an vergnüglich zu spielen.
Heilsame Worte tun der Seele gut, sie lassen unsere Seele gesunden.
Wir erfahren, dass uns die Lasten des Älterwerdens nicht die Liebe und die Würde rauben können.
Gut, wenn Menschen da sind, die uns solche Worte schenken.
Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund! Dies ist ein altes Gebet aus den Anfängen unserer Kirche.
ln dieser Bitte liegt die sehnliche Hoffnung auf ein Wort, das einen Raum in unserem Inneren eröffnet, wo wir heil und ganz sind.
Wo wir zufrieden sind, dazu gehören und Sinn erfahren.
Selbst Hundertjährige machen die Erfahrung, dass seelische Gesundheit wachsen kann.
Es ist, als ob uns eine unverwundbare Lebendigkeit durchströmt.
Innere Seelenkraft hilft Schweres durchzustehen, ja manch schmerzlichen Herausforderungen, vor die uns das Leben stellt, gelassen und vertrauensvoll zu begegnen.
Ich vertraue der Zusage Gottes: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Frauke Piepenburg, Pastorin für Seelsorge in Elmshorner Altenheimen
