Heilig? Heilig! 

Propst Steffen Paar, Itzehoe

Bist du heilig? Bei dieser Frage fällt mir zuerst das ein, was in meinem Leben alles andere als heilig ist: ...

... eine ausgesprochene Lüge, ein patziges Wort und Gedanken, bei denen ich froh bin, dass sie niemand hört. Heilig verbinde ich mit einem vorbildlichen und makellosen Leben. Davon bin ich weit entfernt. 
Am 3. November ist der Gedenktag des Heiligen Hubertus. Er lebte als Adliger im 7. Jahrhunderte. Der Schmerz über den frühen Tod seiner Frau betäubte er mit einem ausschweifenden Lebensstil und der Jagd als Zeitvertreib. Eines Tages traf er dabei – so die Legende – einen Hirsch, zwischen dessen Geweihstangen ein Kreuz leuchtete. Hubertus fiel geblendet auf die Knie. Er hörte Gottes Stimme: „Was hilft es Dir, wenn Du die ganze Welt gewinnst, aber deine Seele Schaden nimmt?“ Hubertus veränderte danach sein Leben und übernahm Verantwortung für Mitmenschen, Schöpfung und sich selbst. 
Was Hubertus zum Heiligen macht ist nicht ein tadelloser Lebenslauf oder Anerkennung. Was ihn zum Heiligen macht ist die Fähigkeit, an einer bestimmten Weggabelung seinen Lebensentwurf korrigieren und sich hinterfragen zu lassen. Manchmal sind es ja gerade schwere Zeiten, die mich etwas erkennen lassen: Was ist unnötiger Ballast und was ist wichtig im Leben?  
Ich kenne viele Heilige. Manche sind schnell übersehen. Sie sitzen hinter Kassen, arbeiten im Pflegeheim, haben schmutzige Fingernägel oder mähen dem Nachbarn den Rasen. Es sind Menschen, die Gott zum Leuchten bringen durch Worte, Zeichen, Gebete und Liebe. 

Gesegnete und heilige Momente wünscht Ihnen 
Ihr Propst Steffen Paar aus Itzehoe 

Veröffentlicht am Fr. 01.11.2024