Gottes unaussprechlicher Name

Thomas Schollas, Pastor für Gemeinde- und Personalentwicklung

Am kommenden Sonntag Trinitatis feiern wir, dass Gott uns in drei Personen begegnet, als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

„Ihr habt also drei Götter?“, fragt mich Mustafa, ein frommer Muslim. Wie kann ich ihm erklären, dass die drei Personen Erscheinungsweisen des einen Gottes sind, der der Gott Israels ist, an den auch wir Christen glauben?

Vielleicht so: GOTT hat nach biblischem Zeugnis einen Eigennamen, der aus vier Konsonanten besteht: JHWH. In der hebräischen Bibel antwortet Gott auf die Frage, wie er vorgestellt werden solle: „Ich bin, der ich bin/sein werde“ (2. Mose 3,14). Gott hat einen Namen der unaussprechlich ist, der Geschenk bleibt, Aufgabe und Geheimnis bis heute. Die neutestamentliche Tradition preist den unaussprechlichen Namen Gottes trinitarisch. Der Name ist damit so etwas wie eine übergeordnete Klammer um die drei Personen.

Die Theologin Magdalene Frettlöh beschreibt diese Dreiheit als „Urwohngemeinschaft“. Christinnen haben, um sich Gottes zu vergewissern, Jesus und seine Geschichte(n) und die Geisterfahrungen mit Gott zusammengebracht, sie eingetragen und damit im „Haus Trinitatis“ verortet ohne die Einheit Gottes zu zerstören.

Ganz schön kompliziert. Diesem Geheimnis der Trinität nachzuspüren ist aber auch spannend. Genauso wie dem Namen Gottes. Mit Namen Gottes kann auch Mustafa etwas anfangen. In der mystischen Tradition des Islam hat Gott immerhin 99 Namen. Im interreligiösen Dialog machen wir uns auf, Verbindendes und Trennendes aufzuspüren. Da lerne ich Unterschiede auszuhalten, in Respekt vor dem fremden Glauben meiner Dialogpartner*innen. Ich beherzige die Grundüberzeugung: Folge denen, die die Wahrheit suchen und meide die, die behaupten sie gefunden zu haben.

Thomas Schollas, Pastor für Gemeinde- und Personalentwicklung im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Veröffentlicht am Sa 29.05.2021