Geh aus, mein Herz und suche Freud

Arne Findeisen, Pastor der Ev.-Luth. Thomas-Kirchengemeinde Itzehoe

Ein Lied, dass schon vielen Menschen Lebensfreude (zurück)gegeben hat.

„Ist das nicht unpassend, Herr Pastor?“ Eine nicht selten gestellte Frage in einem Trauergespräch, wenn es um die Liedauswahl geht. Konkret geht es um „Geh aus, mein Herz und suche Freud“. Ein sehr beliebtes Lied bei denen, die Ü50 sind. Mitunter wünscht es sich jemand vorausschauend für diesen Anlass. Auch bei Angehörigen steht es hoch im Kurs, weil sie es passend finden. Grund für die Nachfrage: Die Leute könnten denken, dass die Angehörigen nicht traurig sind, sondern sich freuen anlässlich des Abschieds. Solchen Eindruck will man nicht machen. Meine Antwort: Das passt. Weil es ein Trauer- bzw. Trostlied ist. 

Der Hintergrund: Pauls Gerhard hat das Lied für seine Frau geschrieben („mein Herz“). Das Ehepaar hatte kurz hintereinander drei Kinder zu Grabe tragen müssen. Die Mutter war danach in tiefe Depression gefallen. Es half nichts mehr. Kein Gebet. Kein gut gemeintes Wort. Kein Bibelvers. Kein frommer Spruch. Paul Gerhard rechnet damit, dass die Natur zu seiner Frau spricht. Die Schöpfung als Sprachrohr des Schöpfers für Schönheit, Pracht, Vielfalt und Weisheit. Und dann auch: Die Natur als sichtbarer Vorgeschmack für ein Mehr an Leben im Unsichtbaren. Am Ende: Der Mensch findet seinen Platz im Gefüge des Universums. Ein Platz für wahres Menschsein, Lebendigkeit und ein Leben im Lichte Gottes. 

Das Lied hat schon vielen Menschen Lebensfreude (zurück)gegeben. Und es hat getröstet. Egal in welcher Jahreszeit. Egal in welchem Gemütszustand. Das passt.

Arne Findeisen, Pastor der Ev.-Luth. Thomas-Kirchengemeinde Itzehoe

Veröffentlicht am Fr. 10.10.2025