Ewigkeitssonntag

Thielko Stadtland, Propst im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33)

In diesem Tagen nehmen wir Abschied vom alten Kirchenjahr. Und dabei denken wir an vielen Orten an die Verstorbenen. Die Namen der Verstorbenen des letzten Kirchenjahres erklingen in vielen Kirchen. Gräber werden gepflegt, für den Winter vorbereitet. Überall brennen Kerzen.

Als Gemeindepastor habe ich lange direkt am Friedhof gewohnt. Besonders zum Ewigkeitssonntag wurde dieser stille Ort zum Lebensraum für viele. In ruhiger Übereinkunft, in liebevoller Zuwendung und in gemeinsam getragenem Leid sind die Menschen miteinander verbunden.

Zu später Stunde leuchtete dann ein großes Lichtermeer rund um unser Haus. Auf meinen eigenen Wegen über den Friedhof an diesem Tag gab es ganz unterschiedliche Begegnungen. Mit dem Ehemann, der immer noch kaum versteht, warum seine Frau gestorben ist, und doch so häufig wie möglich den Kontakt hält. Mit der Tochter, die voller Dankbarkeit für die gemeinsame Geschichte das Grab der Eltern pflegt. Mit dem älteren Ehepaar, das sich gemeinsam überlegen möchte, wo ihr letzter gemeinsamer Ort sein soll.

Diese Begegnungen waren selten traurig und immer intensiv. Der Ort der Toten vermittelte sich als Lebensraum, als ein Ort, der Kraft gibt. Oft endete ein gemeinsames Weg-Stück bei der alten Feldsteinkirche im Zentrum dieses Friedhofes. Kreuzwege treffen sich dort. Der Weg Jesu und die persönlichen Wege. So schwer sie auch sind, hier ist etwas zu spüren von dem Trost, den Jesus seinen Jüngern zum Abschied da lässt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33)

 

Ihr Thielko Stadtland, Propst im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Veröffentlicht am Fr 18.11.2022