Es wird nicht immer dunkel sein ...

Ralf Greßmann, Pastor in Münsterdorf

Es ist momentan nicht einfach, Worte der Hoffnung zu finden und weiterzugeben. Aber es gibt sie.

„Es wird nicht immer dunkel sein, so klingt seit alter Zeit das Wort der Hoffnung hell hinein in Menschentraurigkeit“. So beginnt ein modernes Weihnachtslied. Der Liederdichter Manfred Siebald – hauptberuflich war er Professor für Amerikanistik – hat es zur Jahrtausendwende verfasst. Heute klingt es für mich wie ein Mutmachlied in der Corona-Zeit.

Es ist momentan nicht gerade einfach, Worte der Hoffnung zu finden und weiterzugeben. Die Traurigkeit, aber auch der Unmut und die Aggressionen sind mit Händen zu greifen. Umso mehr hilft dieses Lied, den trüben Gedanken zu trotzen.

Manfred Siebald dichtet unaufdringlich. Der gesamte Text des Liedes wirkt nicht glatt, sondern fast ein wenig unbeholfen und gerade dadurch glaubwürdig. Durch diese Zeit kommen wir nicht mit lauten Parolen oder ausgefeilten Regelwerken. Wir schaffen es erst recht nicht, wenn wir uns in unsere jeweils eigene Welt zurückziehen. Wir brauchen den Mut, an eine hellere Zukunft zu glauben.

Das Lied geht so weiter: „Und halten auch die Hirten noch im Finstern ängstlich Wacht, hat doch Gott schon den Himmel aufgemacht“. Die Hirten gehörten zu den Schwachen und Ungeschützten in der damaligen Gesellschaft. Im Moment kommt es mir so vor, als hätte uns Corona ein Stück näher an die Hirten von Bethlehem herangerückt.

Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass auch in diesem Jahr möglichst viele Menschen zu spüren bekommen, dass Gott für sie den Himmel aufmacht. Ich wünsche mir, dass wir alle so viel Hoffnung bekommen, um durchzuhalten und vor allen Dingen menschlich bleiben zu können. In der letzten Strophe des Liedes sind die Worte der Hoffnung besonders deutlich zu hören: „Es wird nicht immer dunkel sein – hat uns das Kind gezeigt, auch wenn bis heut die Finsternis vor unsern Augen steigt.

Pastor Ralf Greßmann Münsterdorf

Veröffentlicht am Fr 26.11.2021