Es muss auch jemand zuhause sein, wenn der Herr kommt

Pfarrer Joachim Kirchhoff, Kath. Kirchengemeinde Itzehoe & Heide

In vielen Kirchengemeinden beginnen wir den Palmsonntagsgottesdienst draußen vor der Tür. Wir hören das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem und vollziehen die Palmprozession mit.

In unseren Händen halten wir in hiesigen Breiten meist einen Buchsbaumzweig. Mit Hosiannarufen ziehen wir in unsere Kirchen ein. Sie symbolisieren die Stadt Jerusalem.

In diesem Jahr ist vieles anders. Das mag eine Seite des Palmsonntags in den Vordergrund rücken, die sonst nicht so sehr beachten. Viele Menschen waren damals vor die Tore Jerusalems gezogen, um Jesus zu empfangen. Es musste aber auch jemand zuhause sein, als der Herr kam. Wer sollte ihm sonst die Türen und Tore der Stadt öffnen?

In diesem besonderen Jahr symbolisieren einmal nicht unsere Kirchen die Stadt Jerusalem, sondern es sind unsere häuslichen Gemeinschaften, ja es sind unsere Herzen.

Wie damals reitet Jesus auch heute nicht auf einem Schlachtross oder Panzer. Das haben die vielen gewaltsamen Eroberer Jerusalems in den verschiedenen Jahrhunderten getan. Gewalt ist nicht seine Sprache. Er will nichts erzwingen, sondern wartet auf die freie Antwort jedes Menschen.

So reitet er auf einem Esel, dem Lasttier der Armen und Kleinen. Er kommt als Friedensfürst. Deshalb klopft er an und möchte bei uns einziehen – in unsere Häuser, Wohnungen und Herzen.

Und da muss jemand zuhause sein, um die Tore und Türen zu öffnen, wenn der Herr kommt.

So beginnen wir die Karwoche, in der Christinnen und Christen in allen Ländern und Konfessionen das Geheimnis des Leidens und Sterbens gedenken und am kommenden Sonntag Ostern, das Fest der Auferstehung feiern.

Wir können nicht in unseren Kirchen gemeinsam feiern, aber die Not bringt uns dazu, wieder über unsere Hausliturgie nachzudenken. Wer hindert uns daran, zuhause am Gründonnerstag miteinander ein Abendbrot zuhalten, bei dem wir an Jesus und die Jünger denken? Wer hindert uns daran in der Nacht zuhause ein Ölberggebet zu halten? Wer hindert uns daran am Karfreitag den Kreuzweg zu beten? Wer hindert uns daran beim Osterfrühstück eine verzierte Osterkerze zu entzünden und das Evangelium von den Frauen am Grab zu lesen? Auch für uns wird Maria von Magdala so zur Zeugin der Auferstehung. Vielleicht mag jemand ein Osterlied anstimmen.

Die Corona-Epidemie bestimmt vieles in diesem Jahr, aber sie hindert uns nicht daran, die Heilige Woche zu feiern.

Viele Grüße

Pfarrer Kirchhoff

Veröffentlicht am Sa 04.04.2020