Ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen

Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Ganz oft sind es die richtigen Fragen, die eine Begegnung Seelsorge werden und den anderen Mensch sein lassen.

Viele kamen zusammen: 50 Menschen aus der Hospiz-, Krankenhaus-, Telefonseelsorge, aus einem Beratungszentrum und anderen Organisationen. Ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen.

Sie alle investieren eine Menge Zeit für andere, indem sie zuhören, helfen, handeln, unterstützen, Gespräche führen, gute Fragen stellen, Anlaufstelle und Kummerkasten sind. Und manchmal gilt es einfach nur, das auszuhalten, was der oder die andere erzählt.

Und jetzt waren sie gemeinsam auf einer Fortbildung. „Geh mir weg mit deiner Lösung – sie wär der Tod für mein Problem“ lautete das Thema.

Es ist schwer, nicht gleich mit eigenen Lösungen und Ratschlägen aufzuwarten, wenn jemand ein Problem schildert. So viele Ideen hat jede*r und viele beginnen mit einem „Du müsstest“ oder „Du musst“ – nur wird das dem anderen oft nicht gerecht.

Eine der großartigsten Seelsorge-Begegnungen steht im Markusevangelium: Ein „blinder Bettler am Wege“ hört, dass Jesus in Nazareth ist und er ruft: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Und Jesus blieb stehen und sprach: „Ruft ihn her!“ Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: „Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!“ Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: „…“

Was würden Sie zu ihm sagen, wenn Sie an Jesu Stelle wären? „Was schreist du denn hier so rum?“ oder „Du musst halt mal zum Augenarzt gehen“ oder „Komm, ich mach dich gesund“? Das erste wäre eine Maßregelung, das zweite ein Muss-Ratschlag, das dritte übergriffig – wer weiß, ob der Mann sehen können will?

Jesus reagiert einfühlsam, die Würde des anderen achtend, respektvoll und überraschend anders, denn er sagt: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“

Ganz oft sind es die richtigen Fragen, die eine Begegnung Seelsorge werden und den anderen Mensch sein lassen.

 

Einen gesegneten Sonntag!

Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Veröffentlicht am Sa 23.10.2021