"Du sollst nicht töten"

Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Dafür müssen wir Christen einstehen. Es ist das Mindeste, in kein Kriegsgeschrei einzustimmen, im Töten  immer Unrecht zu sehen und gegen den Krieg anzusingen.

Die Nachrichten nennen es
militärische Operation
die Ausschaltung strategischer Ziele
einen Schlag gegen den Terror.

Die Politik spricht von
einer zwangsläufigen Reaktion
der Völkergemeinschaft,
einem notwendigen Schritt
zum dauerhaften Frieden
und davon,
dass man sein Gesicht
habe wahren müssen.

Und auf dem Marktplatz singen
ganze 30 Menschen
gegen den Krieg.

("Golfkrieg 1998", aus Sarah Meyer-Dietrich: "Ich will ja gar nicht den Himmel")

 

Und wieder haben wir "militärische Operationen", Militäroffensiven – diesmal zwischen Russland und der Ukraine. Doch es sind keine heilenden Operationen und keine konstruktiven Offensiven, es ist: Krieg. Wo Menschen auf Geheiß ihrer Regierung andere Menschen töten, mit Raketen Häuser und Straßen und Flughäfen zerstören, da herrscht Krieg. Genauer: da wird Krieg gemacht. Krieg fällt nicht vom Himmel. Und Krieg ist nicht zwangsläufig. Krieg ist eine Entscheidung, von Menschen, die für andere Menschen Verantwortung übernommen haben. Eine Entscheidung gegen Menschen – sowohl gegen die, die getötet und verletzt werden, deren Hab und Gut zerstört wird, als auch gegen diejenigen, die töten, verletzen, zerstören.

Ob sich Soldaten beim Töten auf ihre Religion berufen können, müssen sie selbst entscheiden. Mein Gott jedenfalls hat unmissverständlich gesagt: "Du sollst nicht töten." Leider setzen sich die Menschen darüber schon immer hinweg. Der Prophet Micha kündete daher von einer Zukunft, in der die Völker endlich "ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken."

Dafür müssen wir Christen einstehen. Es ist das Mindeste, in kein Kriegsgeschrei einzustimmen, im Töten  immer Unrecht zu sehen und gegen den Krieg anzusingen.

Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Veröffentlicht am Sa 30.07.2022