Die Sache mit den Wunden

Propst Steffen Paar aus Itzehoe

Das Wort zum Karfreitag handelt von Wunden, den Inneren und den Äußeren – und von Heilung.

Wunden erzählen: Die Narbe am Fuß vom Stress und dem Sturz auf der Treppe. Die unebene Hautstelle am Finger vom Grillfest und dem Rost, der doch noch zu heiß war. Niemand geht unverwundet durchs Leben. Der Körper trägt die Narben sichtbarer, die Seele verborgener. Manches davon verstecken wir, weil es keinen etwas angeht. Und manche dieser seelischen Narben können wieder aufreißen und wir ringen dann um Halt. 

Stärke scheint gefragt. Bloß keine Schwäche zeigen, um nicht angegriffen zu werden und um weiter zu funktionieren. Ja, Schutz ist manchmal nötig. Doch wo können Sie und ich ehrlich über das reden, was uns im Innern belastet und umtreibt? Welchen Raum haben diese Wunden und unser Seelenkummer? 

Karfreitag erinnert an den Tod von Jesus am Kreuz. Ich habe mir lange schwer damit getan, in Kirchen einen verwundeten und ausgemergelten Mann anschauen zu müssen. Im Laufe der Zeit hat sich mein Blick verändert. Das Kreuz erinnert: Ich bin bei Gott angesehen nicht trotz meiner äußeren und inneren Wunden, sondern gerade mit ihnen. Und ich darf als Christ diesen Blick auch gegenüber mir und anderen einnehmen lernen. Über Jesus heißt es in der Bibel: „Durch seine Wunden sind wir geheilt“. 

Für mich fängt Heilung genau dort an: Wo ich mir und anderen das Verwundetsein und die Seelennarben erlaube. Wo nichts beschönigt werden muss und der Schmerz sein darf. Wo wir den Wunden trauen, dass sie in sich den Beginn eines Weges tragen. Und egal, wie lange dieser dauert und wohin er führt: Jesus Christus geht ihn mit. Mit Ihnen und mir. 

Gutes und Segen für Ihren Weg von Karfreitag zu Ostern wünscht Ihnen Ihr Propst Steffen Paar aus Itzehoe

Veröffentlicht am Do. 17.04.2025