Das Wir gewinnt

Sylvia Zwierlein, Pastorin in Kollmar-Neuendorf

Die großen Ferien haben begonnen und in diesem Jahr ist alles so anders als ich es jemals erlebt habe

Urlaub findet oft lieber Zuhause statt, weil Corona uns so verunsichert und wir auch weiterhin „auf Sicht fahren“. Und auch die, die verreisen, haben häufig mit Einschränkungen zu rechnen.

In meinem Religionsunterricht haben wir am Dienstag in der 7. Klasse darüber gesprochen, was wir in dieser Zeit am Meisten brauchen. Die Antwort kam prompt: „Geduld“. Ja, das ist wohl wahr! Und dann erinnerten wir uns an einen Film vor wenigen Wochen, in dem Morgan Freeman „den lieben Gott“ spielte. Er sagte zu dem Hauptdarsteller im Film: „Die Menschen bitten mich dauernd um Geduld. Deshalb bekommen sie von mir Situationen, in denen sie Geduld lernen können. Eigenschaften fallen ja nicht einfach vom Himmel…“

Ja, und wie kann man Geduld lernen? Im Klassengespräch kamen wir darauf, dass ein positives Ziel und die Hoffnung helfen, die Spannung durchzuhalten, die uns auferlegt ist in dieser Zeit. Das positive Ziel: Das wir als menschliche Gemeinschaft es schaffen werden, weil wir es uns wert sind und das wollen. Ob Senioren oder Junge, ob Gesunde oder Risikoleute, wir sehen uns als wertvolle und fragile Menschen an, die sich deshalb beistehen wollen.

Und dann: werden wir eines Tages uns wieder erweitert treffen, uns in den Arm nehmen können, weil wir das alles überlebt haben und menschlich – einfühlsam – mit der Krise umgegangen sind. Weil nun einmal das Wir gewinnt. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen in dieser Zeit und den hoffnungsvollen Blick, weil ja keiner von uns da alleine durch muss. Wir haben uns und Gott ist bei uns.

Pastorin Sylvia Zwierlein

Veröffentlicht am Mi 24.06.2020