Sind Sie schon einmal aufgebrochen in ein Abenteuer? Als meine Frau und ich dies taten um auf dem Jakobsweg zu radeln, war uns noch etwas flau als wir hier in die Luft gingen. Die Situation verschärfter sich, als der Anschlussflug gecancelt wurde. Hatten wir zu viel gewagt?
Sehr viel später saßen wir in bequemen Taxen. Entschleunigtes Staunen. Später staunten wir, dass alles im Vorfeld als schwierig Eingestufte nicht eintrat: kein Schnee auf den Pässen, kein galizischer Dauerregen, kein Gegenwind auf der Hochebene. Denken Sie sich dazu noch freundliche Gastgeber, zuvorkommende Spanier, hilfsbereite Polizisten, am Wegesrand üppig blühende Steingärten, schier endlose Felder, Weingärten, Wälder mit schönstem Vogelgesang oder traumhafte Ausblicke von den Höhen mit dem Gebimmel der Glocken des weidenden Viehs. Da muss die Seele doch leicht werden und das Herz voll von Dankbarkeit!
Nicht dass alles einfach war! Einige Wegstücke forderten höchste Konzentration und sämtliche Kräfte. Aber wie wohltuend war die Pause danach. Oft saßen wir in einer der alten Kirchen, lauschten der Messe und staunten über die unvorstellbare Pracht, den fehlenden Gemeindegesang oder den Hühnerstall im Gotteshaus.
Ich möchte Ihnen Mut machen: Wagen auch Sie etwas Außergewöhnliches, meinetwegen auch den Jakobsweg! Aber wagen Sie das Leben, machen Sie Pausen, weichen Sie vom geplanten Weg ab! Vielleicht können Sie diese Adventszeit nutzen zu einem Aufbruch nach außen, in die Ferne oder aber auch nach innen zu Ihrem Herzen. Lassen Sie sich staunend beschenken. Das Staunen bleibt!
Ulrich Palmer, Pastor der Ev.-Luth. Christus-Kirchengemeinde Hohenfelde-Hörnerkirchen
