Das Leben – ein Buch mit sieben Siegeln

Christian Schröder, Pastor in Glückstadt

So sagen wir, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Das Bild geht auf eine Stelle in der Offenbarung des Johannes zurück:

„Ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.“                                                                                                            

Klingt irgendwie geheimnisvoll und fremd. Mir hat die Vorstellung geholfen, es wie ein expres­si­o­nistisches Gemälde zu betrachten. Far­ben, Formen und Propor­tio­nen erscheinen verschoben – der Urheber führt mich mit sei­nem Pin­sel­strich in eine Wirklichkeit, die er wahr­ge­nommen hat und die ich nur annähernd nachempfinden kann. Sie wird sich mir nie ganz er­schließen. Aber ich kann sie auf mich wirken lassen, mich davon berühren lassen – und vielleicht keimt ein neuer Gedanke in mir, der mir weiter hilft. Wer weiß, vielleicht kommt dieser Gedanke von Gott, dessen Ankunft wir in diesen Wochen erwarten.

Bilder betrachten heißt: langsam werden, sich Zeit nehmen. Ent-­schleunigen, wie man heute sagt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie langsam werden können in den kom­menden Tagen und Wochen, dass Sie zwischen dem Unwesentlichen das Wesentliche entdecken, dass für Sie Rätsel gelöst und Siegel geöffnet wer­den. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Advent auch mal innehalten können und für sich entdecken, worauf es wirklich an­kommt.

Veröffentlicht am Fr 29.11.2019