Das Gleichnis vom Segelclub

Pastorin Anne Wöckener-Gerber, Ev.-Luth. Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde

Von Jahr zu Jahr werden es weniger Boote. Das beobachte ich an der kleinen Marina auf der Stör in Heiligenstedten.

Seglerinnen erklärten mir, dass das mit der Elbvertiefung zusammenhängt. Sie führt auch dazu, dass sich die Strömungsverhältnisse in der Stör verändern und damit die Verschlickung zunimmt. Etliche Bootsbesitzer sind deshalb in die Ostsee gewechselt.

Dem Segelclub geht es da wie der evangelisch-lutherischen Kirche. Es gibt Veränderungen, die weit weg erscheinen, aber so stark sind, dass sie allmählich und unsichtbar ihre Wirkung entfalten. Wenn jetzt hohe katholische Geistliche unter die Verschwörungserzähler gegangen sind oder die Kassen knapper werden, kann sich das so auswirken, dass Leute aus der evangelischen Kirche austreten. Wie die Boote, die plötzlich weg sind. Aber die Boote bleiben Boote – egal, ob sie in Heiligenstedten liegen oder in Glücksburg.

So bleiben diese Leute auch Getaufte, also zu Gott gehörig – egal, ob in der Kirche oder nicht. Es ist die Frage, wie wir damit umgehen.

Auf den Pontons, wo die Boote festgemacht sind, tummeln sich neuerdings auch Angler. Wer könnte sich in unseren Kirchen und Gemeindehäusern tummeln?

Noch sehe ich nicht, dass die Seglerinnen und die Angler den frisch gefangenen Fisch auf den Booten zubereiten und zusammen essen, aber das kommt vielleicht noch.

Mit wem wird die evangelische Kirche zusammenarbeiten und feiern?

Pastorin Anne Wöckener-Gerber, Ev.-Luth. Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde

Veröffentlicht am Sa 06.06.2020