Im römischen Reich gab es die Vorstellung, dass die Kaiser nach ihrem Tod in den Himmel auffahren, vergöttlicht werden, um von dort zu regieren. Die Idee der Himmelfahrt des als Aufrührer gekreuzigten Jesus Christus, ist bewusst als ein Gegenbild zu dieser Vorstellung entstanden. Wenn in Jesus von Nazareth Gott Mensch geworden ist, wohnt Gott nicht mehr nur „oben“ im Himmel. Aus freier Liebe und liebender Freiheit hat Gott sich selbst dazu bestimmt, nicht ohne den Menschen Gott sein zu wollen.
Angelus Silesius dichtet 1675: „Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir; Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“ Wollen wir Gott nicht aufspalten, so brauchen wir Gottes doppelten Ort: „Im Himmel und auf Erden.“ Diese doppelte Verortung betrifft auch Christus, der durch uns in der Welt einen Körper hat und der zugleich zur Rechten Gottes sitzt. Überall lässt er sich finden und ansprechen. Im Gebet, in der Klage, im Lob und in Bitte und Dank kommen sich Himmel und Erde ganz nah.
Aufmerksam sein und mit allen Sinnen wahrnehmen, Gott im Alltag Gewicht geben – mehr braucht es nicht um ein Ticket zum Himmel zu ergattern – kostenlos.
Thomas Schollas, Pastor für Gemeinde- und Personalentwicklung im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf